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Autor Thema: Selbstbau-Ruckdämpfer - Ideen?  (Gelesen 19288 mal)

Michael Dichtl

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am: Do 10. Juni, 2021 - 11:39:49 [CEST]
Liebe Freunde,

mich würde interessieren welche funktionierenden Ruckdämpfer im Eigenbau oder speziellen Verheftungen ihr bei Schwell empfehlen könnt. Ausgangslage nur mit auf einer typischen Charteryacht vorhandenen Materialien.

Hintergrund ist folgender: Ein Stopp auf unserem Törn letzte Woche war in Sumartin/Brac. Dort stand bis nach Mitternacht ein relativ unangenehmer Schwell. Da saison-/Covid-beding alles noch recht ruhig war in dem Ort - wir waren das einzige Boot - nutzten wir den Abend um ein wenig mit verschiedenen Verheftungen zu experimentieren.

  • Mehr Lose in Mooring und Heckleinen brachte keinen Erfolg, kaum eine stärkere Dehnung der Leinen zu bemerken. Leinen streckten sich genauso bis das Boot ruckartig einfederte.
  • Kreuzweises verheften (mit zwei zusätlichen Leinen) wie man es bei größeren Yachten oder Dauerliegern sieht, brachte auch kaum Erfolg. Lediglich wenn man die zusätzlichen Leinen mit den Winschen dicht genommen hat, konnte das unangenehme Einrucken vermieden werden. Jedoch war dies nur von kurzer Dauer und wir wollten das Material nicht derart dauerhaft beanspruchen.
  • Ideen aus dem Internet wie eine Leine um Fender zu flechten haben wir unterlassen da mir das irgendwie nicht sinnvoll erschien und ich auch keinen Fender zerstören wollte.
  • Einzig letzlich relativ gut funktioniert hat eine Variante mit 2 Leinen, jeweils mittels Stopperstek auf die Heckleinen mittig ausgebracht, durch einen mittschiffs liegenden Ring am Kai geführt und auf den Klampen belegt. Sozusagen durch die "Biegung" der Heckleinen haben wir eine größere Dämpfung der Heckleinen erreicht und es kam zu keinem ruckartigen Einfedern der Heckleinen mehr, da diese nicht mehr vollständig gestreckt wurden. Anbei dazu ein Foto - es zeigt den Moment kurz vor der maximalen Belastung der Heckleine.
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Der letzte Versuch hat relativ gut funktioniert, ca alle  2h - 2,5h musste dennoch nachjustiert werden. Würde mich interessieren was für euch so funktioniert hat und welche Tipps ihr parat habt.

LG
Michael
« Letzte Änderung: Do 10. Juni, 2021 - 16:13:26 [CEST] von Dominik Bergthaler »



Harald Melwisch

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Antwort #1 am: Sa 12. Juni, 2021 - 14:12:09 [CEST]
Lieber Michael,
   deine Methode hat meines Erachtens einen guten Effekt. Und zwar weniger beim Bremsen, sondern mehr beim Verhindern der Energieaufnahme.
Im Prinzip geht es darum, das Schiff zu bremsen, also die Bewegungsenergie abzubauen (m.v2/2). Leinen sind dazu  gut geeignet, je länger je besser und gute Dehnungseigenschaften müssern sie haben (20% im Arbeitsgebiet).
Problem ist, dass Leinen erst anfangen zu bremsen wenn sie belastet werden. Durchhängende Leinen geben dem Schiff die Möglichkeit Geschwindigkeit aufzunehmen, was quadratisch in die Energie eingeht. Daher müssen Leinen immer gespannt sein.
Und da setzt deine Lösung an: Die Leine bleibt gespannt und bremst schon bei der Energieaufnahme ab, die zusätzliche Leine nimmt auch noch (ein wenig) Energie auf.
   Was meines Erachtens in dieser Situation auch hilft, ist Achterleinen möglichst lang machen, aber Muring trotzdem dicht nehmen, sodass die Achterleinen nicht durchhängen. Grenze ist: Muring muss lang genug sein, eine Muring die kurzstag ist ist genau so gefährdet wir eine Bojenleine die kurzstag ist.
   Beste Grüsse
     Harald       



Robert Maurer

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Antwort #2 am: Do 17. Juni, 2021 - 13:21:08 [CEST]
Super Idee, werd ich auch mal ausprobieren.
Was bei uns auch fallweise eingesetzt wird, ist die Achterleinen nicht am Heckklampen, sondern auf den Mittelklampen zu legen und Leine nicht auf Slip, sondern nur einfach mit einem vergleichsweise dünnen Festmacher, um mehr elastische Länge zu haben. Am Heck dann Festmacher mit möglichst großem Winkel zur Schiffslängsrichtung, um das Schiff quer zu stabilisieren. Funktioniert bei Schwell in Schiffslängsrichtung ganz gut, aber bei Schwell quer zum Schiff gar nicht.
LG
Robert



Michael Dichtl

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Antwort #3 am: Do 17. Juni, 2021 - 19:33:03 [CEST]
Super, vielen lieben Dank für euer Feedback @Harald und @Robert!
Den Tipp mit der Mittelklampe werde ich auf jeden Fall probieren. Gefühlt waren wir mit der Heckleinenlänge bereits am Maximum, zumindest um das Boot per Pasarella noch sicher zu erreichen. Vielleicht war auch das Festmachermaterial einfach nicht das beste, da ich kaum einen Dehnungseffekt bemerken konnte.

Im Internet bin ich noch auf diese Variante mit Marlschlägen/Luftmaschen gestoßen:
https://www.lagertha.de/ruckdaempfer-fuers-boot-selber-machen-kostenlose-alternativen-im-test/
Werde ich bei Gelegenheit ausprobieren und berichten.

LG Michael